Als mir klar wurde, dass ich unter PSSD leide, bekam ich starke Selbstmordgedanken

Mein Name ist Finn*, ich bin 23 Jahre alt und leide seit einem Jahr an PSSD. Da ich schon immer an Angstattacken litt und Psychotherapien mir nur begrenzt halfen, wendete ich mich an einen Psychiater. Dieser verschrieb mir für meine Ängste das Medikament Escitalopram.

 

Schon nach der ersten Einnahme bemerkte ich ein reduziertes Genitalgefühl sowie eine verminderte Libido. Erstaunlicherweise fühlte ich mich schon nach der ersten Einnahme deutlich besser und meine Laune wurde auch schlagartig besser. Das Medikament habe ich dann 5 Tage genommen, aber dann abgesetzt, da mich die sexuellen Einschränkungen störten. Nach Ablauf der Halbwertszeit war dann alles wieder wie vorher, aber ich hatte auch leichte Absetzsymptome wie Kopfschmerzen, Müdigkeit und schlechte Stimmung.

 

Da die Ängste danach wieder besonders stark waren, wollte ich nochmal ein anderes Medikament probieren. Dieses war dann Sertralin. Auch damit hatte ich nach der ersten Einnahme ein genitales Taubheitsgefühl. Zusätzlich hat sich alles gedreht und ich merkte, dass meine Gefühle plötzlich wie abgestumpft waren.

 

"Ich fühlte mich seltsam, nicht mehr wie ich selbst."

 

Außerdem bekam ich trockene Haut und Haare, einen Tinnitus im linken Ohr und eine starke Müdigkeit und Brainfog. Das Medikament setzte ich dann nach nur 2 Tagen ab. Ich dachte, dass sich auch diesmal nach dem Absetzen alles normalisieren würde, doch das war nicht der Fall.

 

Seitdem leide ich nun an einem verminderten Gefühl im Genital, Depressionen, kaum vorhandener Libido, anhaltendem Tinnitus, Schlafstörungen und einem verzögerten Orgasmus sowie Erektionsstörungen. Meine Haut ist weiterhin trocken und meine Haare sind stumpf. Beim Sport fühle ich mich außerdem kraftlos, schwitze schnell und bekomme Herzrasen. Mein Bartwuchs sowie meine Körperbehaarung sind auch zurückgegangen.

 

"Da ich vor der Medikamenteneinnahme nie sexuelle Störungen hatte und auch keine Depressionen und auch alle anderen Symptome nicht hatte, ist für mich der Zusammenhang mit der Einnahme der Antidepressiva klar."

 

Zudem hab ich seitdem eine veränderte Reaktion auf Medikamente und vertrage diese auch oft nicht mehr und habe eine Nesselsucht entwickelt.

 

Als mir klar wurde, dass ich unter PSSD leide, bekam ich starke Selbstmordgedanken und habe viel recherchiert zu dem Thema. Ich fühlte mich total hilflos, weil mir kein Arzt glauben wollte und auch noch nie davon gehört hat. Ich habe dann verschiedene Nahrungsergänzungsmittel und Johanniskraut ausprobiert, doch diese halfen nur kurzfristig und haben langfristig die Symptome verschlimmert.

 

Nun versuche ich mit einer erneuten Psychotherapie, damit irgendwie klarzukommen und meine Ängste zu verbessern. Vorher war ich ein recht lebensfroher Mensch und nun fühle ich mich abgestumpft und es gibt oft nur noch eine Stimmungslage und keine wirklichen Höhen und Tiefen mehr. Da ich noch nie eine Beziehung hatte, fühle ich mich jetzt noch zusätzlich gehemmt, auf Frauen zuzugehen.

 

Um diese Situation der vielen PSSD Betroffenen zu verbessern, sehe ich als einzige Lösung Forschung, um zu verstehen, wie es dazu kommt und welche Medikation dagegen helfen würde.

 

* Name geändert